Liebe Leserinnen und Leser,
wir blicken zurück auf eine ereignisreiche und bunte Ferienzeit. Zwei "Highlights" im Landkreis Kelheim waren der Gillamoos in Abensberg und die Blaue Nacht in Kelheim. Unsere mittendrin! Reporter werden nächste Woche eine kleine Nachlese präsentieren.
Die mittendrin! Sommerpause ist vorbei und ab heute gibt es "druckfrisch" die NEWS aus dem NETZ, unsere wöchentlichen "Surftipps" rund um die Themen Inklusion und Barrierefreiheit - wie gewohnt im "blauen Rahmen" zum Abschluss des aktuellen Beitrags.
Im August haben uns spannende Reiseberichte unserer Leserinnen und Leser erreicht, die Ihnen sicherlich viel Lesegenuß bereiten werden.
Herzlichen Dank an alle, die ihre Urlaubseindrücke für mittendrin! aufs Papier gebracht haben!
Herzlichen Dank an alle, die ihre Urlaubseindrücke für mittendrin! aufs Papier gebracht haben!
Heute berichtet Susanne Wöhrl von ihrer Reise nach Italien.
Susanne Wöhrl ist die
1. Vorsitzende der Bayerischen Gesellschaft für Osteogenesis imperfecta e.V.
und engagiert sich seit vielen Jahren für Inklusion und Barrierefreiheit im
Landkreis Kelheim. Sie organisiert zum Beispiel den Aktionstag am 5. Mai in Riedenburg.
Susanne Wöhrl (Bildmitte) in Aktion am 5. Mai 2011 in Riedenburg |
Ende Juli führt mich eine Reise durch Umbrien und für
eine kurze Besichtigung nach Todi, eine Kleinstadt mit 17.000 Einwohnern. Todi
gehört zur Region Perugia /Umbrien und liegt ca. 150 km nordöstlich von Rom. Typisch für die Region sind die Städte, die weit im
Voraus schon zu erkennen sind, weil sie auf einem Berg errichtet wurden.
Ein erster Blick auf Todi |
Barrierefreiheit
soweit das Auge reicht…
Mit dem PKW unterhalb der Stadt auf einem geräumigen
Parkplatz angekommen, entdeckte ich gleich neben den Rollstuhlparkplätzen eine
öffentliche Toilette mit einer separaten Rollstuhltoilette. Das war der erste
Punkt, der meinem geschulten Blick
besonders auffiel.
Aber es warteten noch viele weitere Überraschungen auf
mich!
Als Alternative zu der Straße, die in Serpentinen weiter
steil nach oben führt, gibt es eine einfach zu bedienende Standseilbahn. Nicht nur Touristen, auch viele Einheimische nutzen die
Bahn, um die Stadt nicht mit Autos zu überfluten. Egal ob mit Gepäck, Fahrrad,
Rollstuhl, Kinderwagen etc., die Seilbahn lässt in wenigen Minuten die Distanz
zur Innenstadt überwinden.
Standseilbahn zum Stadtkern von Todi - ein Vorteil für Alle! |
Oben angekommen offenbarte sich mir eine sehr
blumenfreundliche, gepflegte und
schattige Parkanlage, die den Weg zum
Kern der Stadt aufzeigt. Gleichzeitig erfreute mich der erste Rundblick auf
eine wunderschöne friedlich erscheinende Hügellandschaft.
Rundblick von Todi auf die umliegende Hügellandschaft |
Am Piazza de Popolo fielen mir der sehr gut begehbare
Belag und gut sichtbare Hinweisschilder für Menschen mit Gepäck und Rollstuhl
auf. Ebenso überraschten mich die barrierefreien Zugänge zum Dom und zu weiteren
Sehenswürdigkeiten sowie ein rollstuhlgerechter Busshuttle.
Gut befahrbarer Belag im Stadtkern von Todi |
Insgesamt war ich sehr überrascht, weil ich dieses Maß an
Barrierefreiheit von einer kleinen Stadt nicht erwartet hätte. Außerdem strahlte die Stadt eine angenehme "Geruhsamkeit"
aus…
Des Rätsels
Lösung: Barrierefreiheit ist kein Zufall, sondern Bestandteil einer „città
slow“!
In der Zwischenzeit habe ich dazugelernt und in Erfahrung
gebracht, dass Todi wie viele Städte der Region ein Ort der Ruhe, des Genusses,
der Entschleunigung, der Bewahrung von kulturellen Besonderheiten und der
historisch gewachsenen Identität ist. Dafür gibt es eine Zertifizierung mit dem
Namen città slow. Das ist keine dieser neuerdings modisch gewordenen
Zertifizierungen, sondern eine Bewegung, die bereits 1999 in Orvieto ihren
Anfang nahm. Bei città slow geht es darum, die vorhandenen Werte einer
Stadt zu erkennen, zu pflegen und soweit wie möglich auszubauen.
Die Schnecke auf dem Logo der città slow-Vereinigung |
Die città slow - Vereinigung wurde inspiriert von der Philosophie der Slow-Food-Bewegung. Hauptziele sind die Verbesserung der Lebensqualität in Städten und das
Verhindern der Vereinheitlichung und Amerikanisierung von Städten, in denen
Franchise-Unternehmen dominieren. Die Betonung lokaler, regionaler und
kultureller Besonderheiten und die eigenen und speziellen Werte der Stadt und
ihres Umlandes sind ebenfalls zentrale Ziele. Die Barrierefreiheit und Behindertenfreundlichkeit zählen dazu. Auch
deutsche Städte haben sich bereits zertifizieren lassen.
Weitere Infos unter: www.cittaslow.info
Aus meiner Sicht ein überzeugender
und ganzheitlicher Ansatz, der auch für die Entwicklung unserer Region interessante
Impulse bereithält!
Ich wünsche Ihnen noch schöne
Urlaubstage,
mit herzlichen Grüßen
Ihre
Susanne Wöhrl
NEWS aus dem NETZ:
Fundstelle:
kobinet-nachrichten, Kooperation Behinderter im Internet e.V.
Fundstelle:
kobinet-nachrichten, Kooperation Behinderter im Internet e.V.
Bundestagspräsident Norbert Lammert lädt
Menschen mit Behinderungen zur Diskussion mit den Abgeordneten in den Deutschen
Bundestag ein. Lesen Sie den kobinet-Beitrag
über diese Veranstaltung und ihre Vorgeschichte.
Die Berliner Journalistin Rebecca
Maskos erläutert im Gespräch mit
kobinet die Zielsetzung von Leidmedien.de: Klischees über Menschen
mit Behinderungen sollen abgebaut werden.
Die Wohn-Möglichkeiten für Menschen
mit Behinderungen werden vielfältiger. Carina Kühne berichtet im Aktion Mensch Blog über
Schritte in Richtung "Selbstbestimmtes Leben".
Text: Team mittendrin!
Text Beitrag Todi: Susanne Wöhrl
Fotos: http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Citt%C3%A0_Slow.jpg?uselang=de; http://commons.wikimedia.org/wiki/Todi
(Verwendung unter der Creative Commons-Lizenz Namensnennung-Weitergabe unter gleichen Bedingungen 2.0 US-amerikanisch lizenziert.),
sowie Fotos von Todi mit freundlicher Genehmigung von Ludwig Witt
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen