5. September 2012

mittendrin! Reiseberichte - bunt & barrierefrei, Teil 1: Positive Überraschung in Todi!


Liebe Leserinnen und Leser,

wir blicken zurück auf eine ereignisreiche und bunte Ferienzeit. Zwei "Highlights" im Landkreis Kelheim waren der Gillamoos in Abensberg und die Blaue Nacht in Kelheim. Unsere mittendrin! Reporter werden nächste Woche eine kleine Nachlese präsentieren.

Die mittendrin! Sommerpause ist vorbei und ab heute gibt es "druckfrisch" die NEWS aus dem NETZ, unsere wöchentlichen "Surftipps" rund um die Themen Inklusion und Barrierefreiheit - wie gewohnt im "blauen Rahmen" zum Abschluss des aktuellen Beitrags.

Im August haben uns spannende Reiseberichte unserer Leserinnen und Leser erreicht, die Ihnen sicherlich viel Lesegenuß bereiten werden.
Herzlichen Dank an alle, die ihre Urlaubseindrücke für mittendrin! aufs Papier gebracht haben!

Heute berichtet Susanne Wöhrl von ihrer Reise nach Italien. 

Susanne Wöhrl ist die 1. Vorsitzende der Bayerischen Gesellschaft für Osteogenesis imperfecta e.V. und engagiert sich seit vielen Jahren für Inklusion und Barrierefreiheit im Landkreis Kelheim. Sie organisiert zum Beispiel den Aktionstag am 5. Mai in Riedenburg.

Susanne Wöhrl (Bildmitte) in Aktion am 5. Mai 2011 in Riedenburg


Ende Juli führt mich eine Reise durch Umbrien und für eine kurze Besichtigung nach Todi, eine Kleinstadt mit 17.000 Einwohnern. Todi gehört zur Region Perugia /Umbrien und liegt ca. 150 km nordöstlich von Rom. Typisch für die Region sind die Städte, die weit im Voraus schon zu erkennen sind, weil sie auf einem Berg errichtet wurden.

Ein erster Blick auf Todi

Barrierefreiheit soweit das Auge reicht…

Mit dem PKW unterhalb der Stadt auf einem geräumigen Parkplatz angekommen, entdeckte ich gleich neben den Rollstuhlparkplätzen eine öffentliche Toilette mit einer separaten Rollstuhltoilette. Das war der erste Punkt,  der meinem geschulten Blick besonders auffiel.

Aber es warteten noch viele weitere Überraschungen auf mich!

Als Alternative zu der Straße, die in Serpentinen weiter steil nach oben führt, gibt es eine einfach zu bedienende Standseilbahn. Nicht nur Touristen, auch viele Einheimische nutzen die Bahn, um die Stadt nicht mit Autos zu überfluten. Egal ob mit Gepäck, Fahrrad, Rollstuhl, Kinderwagen etc., die Seilbahn lässt in wenigen Minuten die Distanz zur Innenstadt überwinden.

Standseilbahn zum Stadtkern von Todi - ein Vorteil für Alle!

Oben angekommen offenbarte sich mir eine sehr blumenfreundliche,  gepflegte und schattige  Parkanlage, die den Weg zum Kern der Stadt aufzeigt. Gleichzeitig erfreute mich der erste Rundblick auf eine wunderschöne friedlich erscheinende Hügellandschaft.

Rundblick von Todi auf die umliegende Hügellandschaft

Am Piazza de Popolo fielen mir der sehr gut begehbare Belag und gut sichtbare Hinweisschilder für Menschen mit Gepäck und Rollstuhl auf. Ebenso überraschten mich die barrierefreien Zugänge zum Dom und zu weiteren Sehenswürdigkeiten sowie ein rollstuhlgerechter Busshuttle.

Gut befahrbarer Belag im Stadtkern von Todi

Insgesamt war ich sehr überrascht, weil ich dieses Maß an Barrierefreiheit von einer kleinen Stadt nicht erwartet hätte. Außerdem strahlte die Stadt eine angenehme "Geruhsamkeit" aus…

Des Rätsels Lösung: Barrierefreiheit ist kein Zufall, sondern Bestandteil einer „città slow“!

In der Zwischenzeit habe ich dazugelernt und in Erfahrung gebracht, dass Todi wie viele Städte der Region ein Ort der Ruhe, des Genusses, der Entschleunigung, der Bewahrung von kulturellen Besonderheiten und der historisch gewachsenen Identität ist. Dafür gibt es eine Zertifizierung mit dem Namen città slow. Das ist keine dieser neuerdings modisch gewordenen Zertifizierungen, sondern eine Bewegung, die bereits 1999 in Orvieto ihren Anfang nahm. Bei città slow geht es darum, die vorhandenen Werte einer Stadt zu erkennen, zu pflegen und soweit wie möglich auszubauen.

Die Schnecke auf dem Logo der città slow-Vereinigung

Die città slow - Vereinigung wurde inspiriert von der Philosophie der Slow-Food-Bewegung. Hauptziele sind die Verbesserung der Lebensqualität in Städten und das Verhindern der Vereinheitlichung und Amerikanisierung von Städten, in denen Franchise-Unternehmen dominieren. Die Betonung lokaler, regionaler und kultureller Besonderheiten und die eigenen und speziellen Werte der Stadt und ihres Umlandes sind ebenfalls zentrale Ziele. Die Barrierefreiheit und Behindertenfreundlichkeit zählen dazu. Auch deutsche Städte haben sich bereits zertifizieren lassen.
Weitere Infos unter: www.cittaslow.info

Aus meiner Sicht ein überzeugender und ganzheitlicher Ansatz, der auch für die Entwicklung unserer Region interessante Impulse bereithält!

Ich wünsche Ihnen noch schöne Urlaubstage,

mit herzlichen Grüßen

Ihre

Susanne Wöhrl


NEWS aus dem NETZ:

Fundstelle:
kobinet-nachrichten,
Kooperation Behinderter im Internet e.V.


Bundestagspräsident Norbert Lammert lädt Menschen mit Behinderungen zur Diskussion mit den Abgeordneten in den Deutschen Bundestag ein. Lesen Sie den kobinet-Beitrag über diese Veranstaltung und ihre Vorgeschichte.

Die Berliner Journalistin Rebecca Maskos erläutert im Gespräch mit kobinet die Zielsetzung von Leidmedien.de: Klischees über Menschen mit Behinderungen sollen abgebaut werden.

Die Wohn-Möglichkeiten für Menschen mit Behinderungen werden vielfältiger. Carina Kühne berichtet im Aktion Mensch Blog über Schritte in Richtung "Selbstbestimmtes Leben".

Text: Team mittendrin! 

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Text Beitrag Todi: Susanne Wöhrl
Fotos: http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Citt%C3%A0_Slow.jpg?uselang=de; http://commons.wikimedia.org/wiki/Todi
(Verwendung unter der Creative Commons-Lizenz Namensnennung-Weitergabe unter gleichen Bedingungen 2.0 US-amerikanisch  lizenziert.),
sowie Fotos von Todi mit freundlicher Genehmigung von Ludwig Witt


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