25. Mai 2011

Sport mal ganz anders! Behindertensport ist vielfältig!

Wie fangen Sie einen Ball?

Blicken wir in die Kindheit zurück, ist das eigentlich ein Kinderspiel. Oder? Der eine wirft, der andere fängt.

„Gesunde“ empfinden das als Selbstverständlichkeit. Doch, wie ist es, wenn man den Ball nicht sieht oder fangen soll, während man in einem Rollstuhl sitzt?

Was also, wenn das Fangen eines Balles nicht mehr kinderleicht ist, sondern zur Aufgabe wird? Und wie ersetzt man fehlende Sinne so, dass man trotzdem Spaß bei Spiel und Sport genießen kann?
Erste neue Sporterfahrung mit Begleiter
Diesen Fragen gingen wir in dieser Woche am Montag in Abensberg nach. Der Rektor der Aventinus Mittelschule, Wolfgang Brey ist der Meinung, dass die Jugendlichen die Fragen für sich beantworten sollten, und holte ein Projekt nach Abensberg, das zum Nachmachen animiert.
Dazu gesellten sich zahlreiche Gäste wie die Stadträtin und stellvertretende Integrationsbeauftragte der Stadt Abensberg, Marion Huber-Schallner oder Georg Wagner, der seit langen Jahren ehrenamtlich im Bayerischer Blinden- und Sehbehindertenbund e.V. (BBSB) aktiv ist. Beide fanden die Veranstaltung sehr interessant und freute sich über die Begeisterung der Jugendlichen. 

„Die neue Sporterfahrung“ ist eine Initiative der Deutschen Telekom AG in Kooperation mit dem Behindertensportverband e. V. und dem „DRS – Deutscher Rollstuhl Sportverband e. V.“ und beantwortet diese Fragen genauer. Hier gehts zu den Seiten der Initiative!


„Es geht darum, Behindertensportarten kennenzulernen und Vorurteile abzubauen“, so Thomas Stephany, der Projektleiter. Seit 2009 laufe das Projekt und die Tour gehe jährlich über ca. 150 Schulen. 

Ausrüstung für Blindenfußball - Kopfschutz und Ball
Derzeit sei man in Bayern unterwegs und es mache sehr viel Spaß. 
„Klar haben die Jugendlichen zuerst Bedenken und sind skeptisch. Aber wenn sie merken, dass man alles lernen kann und von den behinderten Sportlern unterstützt wird, tolle Tipps bekommt, ist das Eis schnell gebrochen.“ 

Bei Erwachsenen sei es dagegen ein wenig schwieriger, nicht jeder sei offen, aber auch hier merke man, wie die Barrieren im Kopf fallen, so Stephany im Gespräch.
„Wir besuchen auch alle Schulen, egal ob Mittelschule, Realschule oder Gymnasium, es ist für jeden Jugendlichen eine tolle Erfahrung, das konnten wir schon oft feststellen!“

Die Schüler der 8. Klasse der Mittelschule waren an diesem Vormittag an der Reihe.
Sie hatten die Gelegenheit sich in „neuen“ Sportarten zu betätigen. Nicht, dass man sie nicht kennen würde, aber, wenn man Basketball vom Rollstuhl aus spielt oder mittels einer verdunkelten Skibrille und einem Kopfschutz nichts mehr sieht und dabei noch den Fußball ins Tor treten soll, dann ist das eine ganz andere Sache. 

"Man muss vertrauen und die Ohren spitzen!" Stimme einer Schülerin über Blindenfußball

„Wir waren zuerst schon skeptisch“, so eine Schülerin. Angst sei schon da gewesen. „Ich habe mich gefragt, wie man wohl den Ball nur trifft und wie man merkt, wo es hingeht“, stellte eine Schülerin fest und bekam Antworten.

Blindenfußbälle, etwas kleiner und geräuschvoll
Der Fußball der Blinden ist hörbar. Er rasselt, wenn er rollt. Im Ball eingenähte Metallplättchen klappern und geben so die Richtung des Balles an.
Dass dabei das Gehör einer Fledermaus nötig ist, stellte einer der Spieler hinterher fest. „Und man muss vertrauen können“, setzte eine andere Spielerin hinzu. Hinter dem Tor steht ein sehender Mitspieler und jeder blinde Spieler bekommt einen Sehenden an die Seite.

Mit Zurufen und Befehlen bewegen sich die Spieler so übers Feld. Wackelig und unsicher am Anfang, aber mit der Zeit immer sicherer, schneller und wendiger. (Bei der nachfolgenden Galerie wurde ein Torschuß mit fotografiert!)




Marcel Heim, erfahrender BFW (Berufs Förderungs Werk Würzburg) Blindenfußballer trainierte die Jugendlichen und würde man nicht wissen, dass der junge Sportler sein Augenlicht vor wenigen Jahren verloren hat, man könnte fast meinen, er sehe alles. 
„Wahnsinn, wie der übers Feld rennt, als würde er alles sehen“, gab eine verblüffte Zuschauerin zu, als der leidenschaftliche Fußballer einfach so über die Bande ins Spielfeld springt und quer durch den unsicheren Pulk der Schüler sprintet und ein Tor schießt.

Auch Rektor Wolfgang Brey testete Blindenfußball und gab zu, dass es nicht so einfach ist, denn man „sieht“ anders. Man hört und fühlt. „Eine wichtige Erfahrung ist das auf jeden Fall und vor allem, die Schülerinnen und Schüler lernen so neue Perspektiven kennen“, freute er sich, nachdem er den Ball mithilfe seines Begleiters erfolgreich im Tor versenkt hat.

Das geht in die Oberarme! - Rollibasketball ist Action!

Teambesprechung beim Rolli Basketball mit den Profis
Eine andere Gruppe saß im Rollstuhl. Speziell aufbereitete Rollis, die pro Stück ca. 3000 Euro kosten, standen bereit, um erste Matches zu überstehen.
Doch vorher wurde geübt. Slalom, Kreis oder auch das Wenden sind wichtige Elemente, die schnell umgesetzt werden müssen, denn Basketball ist schnell und voller Action.


Die Schüler testeten und lernten mit Profis wie Stefan Markus und Florian Fischer vom Erstligisten USC München, den Umgang mit den speziellen Rollstühlen, die unter anderem wendiger , kippsicherer und leichtläufiger sind als normale Rollstühle. Dazu kommt ein gepolsterter und abgerundeter Rahmen, der das Verletzungsrisiko bei Stürzen oder Zusammenstößen mindern soll.

Schnell war klar: Es geht in die Oberarme. Aber es macht Spaß! (Auch hier haben wir den Wurf in den Korb mitfotografiert und die Aufnahmen aneinander gereiht!)





Rektor Brey war zufrieden. Ihm ist es ein Anliegen, seinen Schülern ein wichtiges Stück Lebenserfahrung auf den Weg zu geben und Unsicherheiten und Berührungsängste gegenüber Menschen mit Behinderung abzubauen.

Die Schüler? Sie waren begeistert und beeindruckt. Einige von ihnen haben bereits Erfahrungen in Sachen „Behinderungen“ sammeln können, sie haben Menschen mit Behinderung in ihrer Familie und dennoch betraten sie Neuland.
 „Es war eine klasse Sportstunde und wir haben alle sehr viel Respekt vor den behinderten Sportlern! Die bringen tolle Leistungen!“
„Toll, was man alles machen kann, auch wenn man behindert ist“ und viele Stimmen mehr hörte man in der Halle. Die Jugendlichen waren beeindruckt und fasziniert von dem, was sie an diesem Vormittag lernen konnten: dass Behinderung kein Makel ist und dass das Leben auch mit Behinderung sehr spannend und bunt sein kann. 

Wir freuten uns "Mittendrin!" zu sein, auch für unser Team war der vormittag spannend und inspirierend und wir wünschen uns noch viele weitere Aktionen! 

Herzliche Grüße
Ihr Team von Mittendrin!


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Fotos: BB

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