28. November 2013

Ist die Kelheimer Polizei barrierefrei? - mittendrin! berichtet!

Liebe Leserinnen und Leser,

ist die Kelheimer Polizei barrierefrei?  Arbeiten dort auch Menschen mit Behinderungen? 

Mit diesen und weiteren interessanten Fragen machten sich die mittendrin! Reporter auf den Weg zu einem Ortstermin bei Polizeidiensstelle in Kelheim.

Sehen Sie hier unsere Fotoreportage:
 

Freundlich empfangen wurden wir von Christian Winkler. Er führte uns die Treppen hinauf (nicht barrierefrei!) ins Besprechungszimmer. Dort erzählte er uns die wichtigsten Fakten zur Polizei und beantwortete unsere Fragen zu Barrierefreiheit und Inklusion.  
 
von rechts: Anna, Christian Winkler, Karin, Stefanie, Roswitha und Peter

Interview mit Christian Winkler :

Stefanie: Wie lange arbeiten Sie schon bei der Polizei und was genau machen Sie?
"Ich arbeite seit 30 Jahren bei der Polizei und bin Dienstguppenleiter, dass heißt ich führe Einsätze."
 Anna: Ist die Polizei barrierefrei?
"Im Erdgeschoss ja. Ohne Probleme können auch Rollstuhl-Fahrer Anzeigen bei der Polizei aufgeben. Es gibt auch eine Behinderten-Toilette. Leider verfügen wir über keinen Fahrstuhl, so dass der Keller und der erste Stock für Rollifahrer nicht erreichbar ist. Die Ausnüchterungszellen befinden sich im Keller."
Karin: Wie viele Leute arbeiten bei der Polizei und gibt es auch Arbeitnehmer mit Behinderung? 
"Es gibt derzeit 60 Polizisten in Kelheim, die sind an der Uniform erkennbar und fünf Angestellte. Unter den Angestellten gibt es einen Mitarbeiter mit einer Sehbehinderung."
Roswitha: Wo könnten noch mehrere Personen mit einer Behinderung beschäftigt werden?
"Im Einsatzbereich ist das eigentlich nicht vorstellbar, da eine sehr hohe Grundfitness und eine gute Ausbildung erforderlich sind. Allerdings könnten im Hausmeisterbereich, bei der Fahrzeugwartung und im Reinigungsbereich Menschen mit Handicap mitarbeiten. Diese Aufgaben sind jedoch an andere Firmen fremd vergeben.  Daher haben wir keinen Einfluss darauf."
Peter: Hatten Sie schon öfter Straftäter mit einer Behinderung?
"Eher selten. Straffällige Rollstuhlfahrer hatten wir in Kelheim noch nie, soweit ich mich erinnere. Allerdings gilt bei der Polizei der Grundsatz, dass alle Menschen gleich behandelt werden. Wir fragen nicht nach einem Behindertenausweis, wenn Menschen straffällig geworden sind. Daher wissen wir gar nicht, ob jemand vielleicht eine geistige Behinderung hat."
Stefanie: Wann ist bei der Polizei mal „Tag der offenen Tür“?
"Es ist kein Tag der offenen Tür geplant, da die Polizei schließlich immer im Einsatz ist. Wie sollte jemand verhaftet werden oder in Ruhe eine Anzeige aufgeben, wenn viele Leute gerade die Dienststelle besichtigen... Aber wir zeigen unsere Dienststelle angemeldeten Gruppen, wie mittendrin!"
mittendrin! Team: Danke für das Interview!


Ein wichtiger Schwerpunkt der Kelheimer Polizei ist die Bekämpfung des Alkoholmiss-brauchs. Die Ausnüchterungszellen durften wir „ausprobieren“ und waren geschockt, dass es hier nur Leitungswasser und nichts zu Essen gibt. „Wir sind hier kein Sternehotel“, sagte Christian Winkler.

Das Gefühl, eingesperrt zu sein, war scheußlich!


Interview mit Erich Milde, Angestellter mit Sehbehinderung

Danach hatten wir Gelegenheit, Erich Milde bei seiner Arbeit über die Schulter zu schauen. Herr Milde ist blind und arbeitet seit 28 Jahren als Angestellter bei der Polizei in Kelheim.  Er hat ein kleines Büro für sich alleine, weil sein Computer mit ihm redet. Wir konnten ihm ein paar Fragen zu seiner Arbeit stellen:
Erich Milde an seinem Arbeitsplatz bei der Polizei Kelheim
Stefanie: Wie kommen Sie jeden morgen zur Arbeit?
"Ich kann mit meiner Lebensgefährtin, die auch bei der Polizei arbeitet mitfahren."
Karin: Haben Sie einen Blindenhund?
"Zur Zeit leider nicht. Aber ich hatte mal einen."
Roswitha: Was sind Ihre Aufgaben? Für was sind Sie zuständig?
"Alle Verhöre werden auf Tonband aufgenommen. Ich bekomme dann die Bänder und schreibe sie am Computer über Kopfhörer für die weitere Bearbeitung und zur Archivierung ab."
Anna: Zeigen Sie uns, wie Ihr Computer funktioniert?
"Nein, dass ist streng geheim (lacht!). Mein Computer redet mit mir. Ich kann mir vorlesen lassen, was da steht. Schaut mal..."
Peter: Wo brauchen Sie Hilfe von Ihren Kollegen?
"Mir muss nur gesagt werden, wenn jemand etwas im Gang stehen lässt. Sonst kann passieren, dass ich drüberfalle. Ansonsten komm ich im Büro gut zurecht."
mittendrin! Team: Herzlichen Dank für das Interview!


Im Hof konnten wir ein Polizeiauto genauer unter die Lupe nehmen. Auch hier galt, wer mal drinnen sitzt, kommt von alleine nicht mehr raus. Im Kofferraum entdeckten wir die Grundausrüstung eines jeden Polizeiautos: Schusssichere Westen, die Stopp-Kelle, Feuerlöscher und vieles mehr. Die schusssichere Weste haben wir anprobiert. Sie ist sehr schwer. Jetzt verstehen wir auch, warum man bei der Polizei so fit sein muss.
Die schusssicheren Westen sind sehr schwer!

Zum Schluss wurden uns noch Fingerabdrücke abgenommen – aber nicht registriert. "Jeder Mensch auf der ganzen Welt hat einen anderen Fingerabdruck und kann durch ihn identifiziert werden.", erklärte Herr Winkler.

Ein beeindruckender Besuch bei der Polizei, bei dem wir viel Neues in Erfahrung gebracht haben!

Einen weiteren "Blick hinter die Kulissen" wird das mittendrin! Team demnächst in einem  Gefängnis wagen! Noch in diesem Jahr steht eine Besichtigung der Justizvollzugsanstalt Landshut an...

Also bleiben Sie dran! Es wird bestimmt spannend!

Ihr Team von mittendrin!

mit Anna, Karin, Stefanie, Roswitha, Peter und Melanie



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Text: Team mittendrin!, Fotos: Anna Rappl, Melanie Müller
 

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