1. Februar 2012

Mit dem Rolli nach Italien! Ein Reisebericht aus Montegrotto in Oberitalien!

Liebe Leserinnen und Leser,

unser Motto-Thema „Reisen“ hat viele Facetten. Es ist bunt und vielfältig, dank der spannenden Leserbeiträge, die wir von Ihnen erhalten. Herzlichen Dank dafür!

Auch wenn der  „Tourismus für Alle“ an vielen Orten noch eher Vision als Wirklichkeit ist, so machen sich doch viele Regionen und Veranstalter auf den Weg. Vor allem steigt die Zahl der Reisenden mit Handicap in den letzten Jahren beständig. Ein Zeichen, dass das Thema „Inklusion“ auch im Tourismusbereich immer wichtiger wird!

Mut machen und die Reiselust wecken sollen auch unsere Leserbeträge. Sie erhalten Informationen aus 1. Hand von „Experten in eigener Sache“!

Heute berichtet Ihnen unsere ehrenamtliche Mitarbeiterin Jutta Goeller von einer Reise nach Montegrotto in Italien. Das Reiseziel hat Jutta gemeinsam mit ihrer Schwester unter dem Aspekt der „Barrierefreiheit“ ausgesucht.

Vielleicht bekommen Sie auch Lust, demnächst zu verreisen? Mit Fragen können Sie sich jederzeit an unser Team wenden, wir freuen uns auf Ihre Zuschriften…

Herzliche Grüße
von Ihrem Team von mittendrin!



Liebe Leser,

in Montegrotto und Abano Terme bei Padua in Oberitalien haben schon die Römer gebadet.
Das heilsame Thermalwasser kommt dort mit ca. 70 Grad aus der Erde und hilft zum Beispiel, im Verspannungen  zu lösen und Muskeln beim Schwimmen sanft zu stärken.

Mit meiner älteren Schwester Dora, die im Rolli sitzt (Spastikerin durch Sauerstoffmangel bei der Geburt), war ich nun schon zweimal im Frühjahr in Montegrotto.

Ich kannte den Ort schon durch frühere Besuche mit meinem Mann und habe mich erkundigt, ob es ein Hotel mit Rollstuhl-Rampe in ein Thermalbecken gibt. Es gibt eins, das „Petrarca“.
Für Interessierte, bitte klicken Sie hier, der Link führt Sie in einem neuen Fenster direkt zum Hotel!

Auch die übrigen Hotels sind behindertengerecht, haben jedoch am Pool nur so eine Art „Kran“. Das ist etwas umständlich und man muss immer den Bademeister holen, um Rollstuhlfahrerinnen und –Fahrer  ins Wasser hieven zu können.

Im „Petrarca“ konnte ich mit Dora im Rolli an die Rampe fahren, so dass die Räder schon im Wasser waren. Dann hat sie sich am Geländer eingehalten, und ich habe ihr eine „Schwimmnudel“, die dort am Pool zur Verfügung stehen, umgebunden und sie dann damit die Rampe runter ins warme Wasser gezogen, wo sie dann auf dem Rücken schwimmen, Gymnastik machen und sich herrlich entspannen konnte.

Das Hotel hat auch mehrere „Rolli-Zimmer“, die ohne Aufpreis größer sind als normale Doppelzimmer. Leider sind sie auf der Nordseite des Hauses, also ziemlich dunkel.
Letztes Jahr haben wir uns deshalb ein 2-Zimmer-Apartment auf der Südseite des Hotels gegönnt, da Dora auch einen „runden Geburtstag“ hatte. Auch diese Suite war rollitauglich und ganz prima. Wir haben Halbpension gebucht, sehr reichhaltiges Frühstücksbuffet und Abendessen (5-Gänge-Menü). Es war wirklich sehr lecker und der Grund dafür, dass ich jeden Tag gleich nach dem Aufstehen eine Stunde allein im „Sportbecken“ (50 m) des Hotels zügig geschwommen bin.

Das Hotel hat auch eine Rampe in den Speisesaal und natürlich mehrere Aufzüge. Im ganzen Ort sind an den Straßenkreuzungen die Bordsteinkanten abgesenkt. Es gibt auch befestigte Spazierwege in den umliegenden Euganeischen Hügeln.
Da die meisten Gäste aus deutschsprachigen Ländern (Österreich, Schweiz, Südtirol, Deutschland) kommen, sprechen viele Leute, und vor allem das Hotelpersonal, etwas oder sogar gut Deutsch.

Wir sind mit dem Auto nach Montegrotto gefahren. Von Regensburg aus sind das ungefähr 650 Kilometer und man  braucht etwa sieben Stunden; wir haben 2 Pausen gemacht. In Italien ist übrigens bei jeder Raststätte groß ausgeschildert, ob sie rollstuhl-zugänglich ist.

Dora hat von ihrer Krankenkasse einen „Auslandskrankenschein“ dabei, falls etwas sein sollte. Jedes Hotel hat Badeärzte, die ins Haus kommen und im Notfall gute Hilfe leisten. Und ich habe vom ADAC einen Auslandsschutzbrief. Damit sind wir gut abgesichert und können unbeschwert reisen.

Die Leute sind alle sehr freundlich und aufgeschlossen, auch das Hotelpersonal. Sie merken es sich z. B., dass Dora für den Wein ein Wasserglas braucht und nicht ein langstieliges Weinglas. Einmal saßen bei uns am Nebentisch zwei ältere italienische Ehepaare. An ihrem letzten Abend haben sie sich von uns auf Italienisch verabschiedet und einer der Männer legte Dora zum Abschied den Arm um die Schultern und sagte, sie sei „una brava“, ein ganz Tapfere...

Dieses Jahr wollen wir im Frühjahr wieder hinfahren und freuen uns schon darauf.

Herzliche Grüße
von Jutta


Copyright 2012 by Dr. Jutta Göller und Team Mittendrin!

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