10. Mai 2012

KJF - Jubiläumsinterview: das mittendrin! Reporter-Team im Gespräch mit Direktor Michael Eibl

Liebe Leserinnen und Leser,

Sie warten bereits gespannt auf Teil 2 unseres Berichts zur "Flugaktion" in Hienheim?
Nächste Woche nehmen wir unsere Berichterstattung wieder auf!

Heute ist ein besonderer Tag für die "KJF" (Katholische Jugendfürsorge der Diözese Regensburg e.V.)! Sie feiert heute ihr großes Geburtstagsfest anläßlich des 100-jährigen Bestehens! 

KJF Jubiläumslogo

 Jubiläumsprogramm in Regensburg:
10.00 Uhr Festgottesdienst im Dom, anschließend
Fest der Begegnung auf dem Alten Kornmarkt.
Sie sind herzlich eingeladen mitzufeiern!!
Nähere Infos finden Sie hier.




Einen Blick "hinter die Kulissen" wagten unsere mittendrin! Reporter.

Sie führten am 5. Mai beim Aktionstag in Riedenburg ein Interview mit dem Direktor der Katholischen Jugendfürsorge, Herrn Michael Eibl.

Welche Aufgaben hat ein Direktor, welche Ziele hat die KJF für die Zukunft, wie kann man den Begriff Inklusion erkären....


Lesen Sie hier das Interview unserer mittendrin! Reporter:

Michael Eibl, Direktor der Katholischen Jugendfürsorge
der Diözese Regensburg e.V.
mittendrin! Reporter: Ralf Wargitsch, Stefan Seeligmann,
Alexander Prock (von links)

Alexander Prock: Beim Vorbereiten des Interviews haben wir uns gefragt, wie Sie von uns angesprochen werden möchten. Wie sollen wie Sie ansprechen?

Michael Eibl: Einfach „Herr Eibl“.

Stefan Seeligmann: Wie lange sind Sie schon Direktor der KJF?

Michael Eibl: Am 1. Mai sind es genau sechs Jahre. Mitarbeiter der KJF bin ich schon seit 20 Jahren.

Alexander Prock: Was sind ihre Aufgaben? Wie können wir uns das vorstellen?

Michael Eibl: Die KJF unterhält 70 Einrichtungen. Diese haben jeweils eigene Leiter. Ich koordiniere die Arbeit der Leiter und unterstütze sie vor Ort, wenn das notwendig ist. Eine andere Aufgabe ist, mit Politikern zu sprechen. Und ihnen zu erklären, wie wichtig zum Beispiel die Arbeit von „mittendrin!“ ist. Auch darüber, wie Gesetze gestaltet werden sollten, spreche ich mit Politikern. Sehr wichtig sind aber auch motivierende Gespräche mit Politikern, damit sie die Arbeit der KJF finanzieren.

Stefan Seeligmann: Die KJF feiert dieses Jahr ihren 100. Geburtstag. Was ist Ihnen für die Zukunft der KJF wichtig?

Michael Eibl: Um zu wissen, was für die Zukunft wichtig ist, muss man zuerst in die Vergangenheit blicken. Hier hat die KJF Beachtliches erreicht: Zum Beispiel hat sie viele Schulen aufgebaut. Vor 40 Jahren waren Schulen für Menschen mit Behinderungen nicht selbstverständlich! 
Für die Zukunft wird das Thema Inklusion sehr wichtig sein: mehr Miteinander von Menschen mit und ohne Behinderung soll gelingen. 
Ein zweites großes Thema ist: Arbeitsplätze für Menschen mit Behinderungen schaffen. 
Für jeden individuell das Richtige zu finden ist ein großes Anliegen der KJF. Hier gibt es verschiedene Möglichkeiten: wir haben viele gute wohnortnahe Arbeitsplätze in den Werkstätten, die eng mit den Betrieben zusammenarbeiten. 
Seit ein paar Jahren schaffen wir auch Außenarbeitsplätze . Da ist jemand in der Werkstätte angestellt, arbeitet aber „draußen“ in einer Firma, zum Beispiel in einem Altenheim. Der Integrationsfachdienst wiederum vermittelt Menschen mit Behinderungen auch auf den ersten Arbeitsmarkt. Wenn sie das wollen und die Betriebe das auch wollen. 
Ein weiteres wichtiges Thema sind Integrationsfirmen. Dort arbeiten zur Hälfte Menschen mit Behinderungen und zur Hälfte Menschen ohne Behinderungen. 
Eine unserer Integrationsfirmen kocht zum Beispiel das Essen für die Regierung der Oberpfalz. Diese vielfältigen Angebote machen es möglich, für jeden Menschen den richtigen Platz zur richtigen Zeit zu finden.

Alexander Prock: Was ist Inklusion? Wie würden sie Inklusion unseren Lesern erklären?

Michael Eibl: Inklusion heißt, für jeden Menschen, egal ob behindert oder nicht behindert und egal ob er aus einem anderen Land kommt oder ein Einheimischer ist, den richtigen Platz zu finden. Damit er teilhaben kann an der Gesellschaft. 
Inklusion heißt zu schauen „Was braucht der einzelne Mensch?“ und ihm die benötigten Unterstützungsmöglichkeiten zu geben. 
Ich glaube, das müssen wir alle noch lernen: dass das GANZE gesellschaftliche Leben barrierefrei gestaltet wird. Im Tourismus etwa bedeutet das, dass nicht nur Bordsteine niedrig sind, sondern auch Führungen und Hinweisschilder verständlich sind.

Stefan Seeligmann: Welche Beispiele für Inklusion gibt es denn im Landkreis Kelheim?

Michael Eibl: Das können wir mal altersmäßig durchgehen: Inklusion fängt mit Frühförderung an: je früher eine Hilfe einsetzt, desto besser gelingt später die Teilhabe an der Gesellschaft. 
Im Vorschulbereich ist das inklusive „Kinderhaus“ in Abensberg ein Beispiel. Es wurde gerade in die Inklusionslandkarte aufgenommen. 
Beispiele im Schulbereich sind die Zusammenarbeit zwischen Regelschulen und Förderzentren: Eine komplette Klasse eines Förderzentrums geht in die Regelschule. 
Wichtig wäre mir aber auch der umgekehrte Weg: dass eine Regelschulklasse in ein Förderzentrum geht. 
Das ist deshalb so wichtig, damit einerseits gemeinsamer Unterricht stattfinden kann, Schüler mit Behinderungen aber nicht – wie in der Einzelintegration – die einzigen Menschen mit Behinderung in einer Klasse sind.
Im Arbeitsbereich wären die Firmen Timetex und Rieduklin Beispiele für Inklusion. Und natürlich das Projekt „mittendrin!“ mit seinen Reportern. Darüber können wir noch mehr die breite Öffentlichkeit erreichen.

Ralf Wargitsch: Wo kann man sich denn die Inklusionslandkarte mit den inklusiven Projekten anschauen?

Michael Eibl: auf der Titelseite des Behindertenbeauftragten: www.behindertenbeauftragter.de

Alexander Prock: Haben Sie unseren Blog schon gelesen? Wenn ja, wie gefallen Ihnen unsere Beiträge?

Michael Eibl: Den finde ich richtig klasse! Zuletzt habe ich dort über Kunstprojekte, barrierefreies Reiten und ganz aktuell natürlich das Flug-Projekt gelesen. 
Ganz wichtig ist: es sind immer Veranstaltungshinweise drin. Und es sind immer sehr schöne Fotos drin (kuckt zu unserer Fotografin Michaela Hanke und lacht). Sehr schön waren etwa die Motive von den inklusiven Wanderungen auf der Tatzlwurm-Brücke bei Essing.

Stefan Seeligmann: …über die bin ich schon einmal mit dem Fahrrad gefahren, obwohl man das eigentlich nicht darf….

Michael Eibl: Das haben wir jetzt von der Barrierefreiheit. Jetzt fahrt ihr mit dem Radl rüber…(lacht) aber ich hätte es genauso gemacht.
Alexander Prock: Haben Sie eine Idee für einen Beitrag in unserem Blog? Würden Sie einen Beitrag dafür schreiben?

Michael Eibl: Da hätte ich gleich eine Idee. Wir haben einen Kunstpreis für Menschen mit geistiger Behinderung in Ostbayern ausgeschrieben. Die Jury, in der auch Profis vertreten sind, hat letzte Woche aus 700 Einsendungen 150 Werke ausgewählt. Diese werden in Regensburg in den Räumen des Kunst- und Gewerbevereins gezeigt. Am 22. Juni geht es los. Wenn ihr wollt, kann ich darüber etwas schreiben.

Stefan Seeligmann: Ja, gerne!
Stefan Seeligmann: Welche Musik gefällt ihnen zur Zeit am Besten?

Michael Eibl: Ich bin ein großer Fan von Eric Clapton und Bob Dylan, schon seit meiner Jugend. In letzter Zeit höre ich auch gern Jazz und Blues. Bei bestimmten Anlässe höre ich aber auch gern die entsprechende Musik: wenn ich in einem Bierzelt bin, mag ich auch ganz gern die bayerische Blasmusik. Aber nur dort. Nicht im Auto…

Ralf Wargitsch: Haben sie Bob Dylan schon live gesehen?

Michael Eibl: Ich habe Bob Dylan und Eric Clapton zusammen gesehen. Auf dem Zeppelinfeld in Nürnberg. Da war ich 16 oder 17 und hatte noch nicht einmal einen Führerschein.

Stefan Seeligmann: Herr Eibl, wir bedanken uns für das nette Interview.

Michael Eibl: Ich freue mich und bedanke mich! 

Unserem Team hat das Interview großen Spaß gemacht. Wir bedanken uns bei Herrn Direktor Eibl für seine Zeit und die ausführlichen Antworten. 


Nächste Woche geht "mittendrin!" noch einmal in die Luft. Dann können Sie nachlesen, was unsere "Flugexperten" berichten und erlebten. 


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Herzliche Grüße
Ihr Team von mittendrin!

Text: mittendrin! Reporterteam
Bilder: Michaela Hanke
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1 Kommentar:

  1. Lieber Alex, lieber Ralf, lieber Stefan,

    vielen Dank für das interessante Interview mit Herrn Eibl!
    Das war ganz prima!

    Herzliche Grüße,
    Jutta.

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