17. Oktober 2012

mittendrin! Reportage, Teil 2: Interviews und Besuch bei der Außenarbeitsgruppe der Firma Behr in Neustadt!

Liebe Leserinnen und Leser,

in Teil 2 unserer Reportage zum Thema "Inklusion & Arbeit" berichten wir Ihnen heute vom "Ortstermin" bei der Firma Behr in Neustadt, zu dem wir am 21. September 2012 eingeladen waren.

Die Erlebnisse und Eindrücke der mittendrin! Reporter:

 
Alle Gäste werden vor dem Werkstor empfangen. Die Firma Behr hat sich viel Mühe gemacht für den Termin. Zu Beginn begrüßt der Leiter des Werks Neustadt, Reinhard Liewald die Gäste und Personalleiter Ralph Albert gibt eine kurze Firmenpräsentation. 

Wie entstand das "Modellprojekt" bei BEHR?

Wir erfahren, dass der Werksleiter Reinhard Liewald aus Kirchberg in Sachsen kommt und dort bereits Kontakte zur Lebenshilfe Reinsdorf hatte. 
Es ist ihm wichtig, dass auch Menschen mit Behinderung im Unternehmen arbeiten. Deshalb hat er sich an die Katholische Jugendfürsorge gewandt, um gemeinsam dieses Projekt zu entwickeln. 
Den ersten Kontakt gab es bereits im Jahr 2010. Alles musste gut vorbereitet werden. Zuerst gab es Ängste. Wie ist das mit der Unfallgefahr? Fallen deshalb Arbeitsplätze für bestehende Mitarbeiter weg?
Wichtig war, diese Themen offen anzusprechen und gemeinsam Lösungen zu finden. Es geht darum, den Standort in Neustadt auf Dauer konkurrenzfähig zu halten. Dazu muss man auch bereit sein, neue Wege zu gehen. 
Die Zusammenarbeit mit den Straubinger Werkststätten St. Josef bezeichnet er als "Win-Win-Situation". Damit ist gemeint, dass es für alle Beteiligten Vorteile hat. Herr Liewald betont die hohe Motivation der Mitarbeiter aus den Werkstätten und hebt hervor, dass dies positive Auswirkungen auf das gesamte Betriebsklima hat.

Zur Eröffnung der Außenarbeitsgruppe:
Treffen aller Projektpartner bei der Firma BEHR in Neustadt

Werksbesichtigung - Eindrücke aus den Produktionshallen

Anschließend werden wir in zwei Gruppen durch die Hallen geführt. Wir sind beeindruckt von der modernen Technologie und der Schnelligkeit, in der gefertigt wird. 
Jetzt verstehen wir auch, warum es für die Außenarbeitsgruppe eine gute Lösung ist, in einem separaten Raum die Montagearbeiten durchzuführen. Dort kann man sich ohne Ablenkung auf die Teamarbeit konzentrieren. Die Außenarbeitsgruppe übernimmt Tätigkeiten, die sehr schwer zu automatisieren sind, weil sie sehr filigran sind. "Filigran" heißt, dass man viel Feingefühl braucht, um die Arbeit auszuführen.

Egon Schwing, Leiter Produktion führt uns durch die Hallen

Ein Tennisball bei der Arbeit?

Der Rundgang endet in dem Raum der Außenarbeitsgruppe. Dieser ist hell, ruhig und verfügt über eine kleine Pausenecke. Die wurde "Biergarten" getauft und wird auch von den Leuten aus der Produktion öfters und gerne besucht.

Gruppenleiterin Agnes Lohr zergliedert die Arbeitsprozesse in kleinere Einheiten. Dabei ist oft auch Kreativität gefragt. Der Tennisball wird als Hilfsmittel eingesetzt. Auf dem Ball ist Silikonfett. Das braucht man, damit die Klappe später keine Geräusche macht!

Ralf Peters bei der Arbeit: Tennisball als Hilfsmittel bei der Montage!

Interview mit dem Bezirkstagspräsidenten Manfred Hölzlein

Zum Abschluss des Vor-Ort-Termins führen die Mitarbeiter der Außenarbeitsgruppe ein Interview mit dem Bezirkstagspräsidenten Manfred Hölzlein. 
Wir erfahren, dass Herr Hölzlein seit 39 Jahren Mitglied des Bezirkstags von Niederbayern und seit 14 Jahren dessen Präsident ist. Er schildert uns seinen Tagesablauf und für welche Aufgaben er zuständig ist. Lesen Sie hier eine Zusammenfassung des Interviews:

Die Mitarbeiter der Außenarbeitsgruppe beim Interview
  
Herr Bezirkstagspräsident, warum besuchen Sie uns hier in Neustadt?

„Weil es sehr interessant ist! Was Ihr da macht, ist ein Modellprojekt. Also etwas ganz Neues, das erprobt wird, ob es funktioniert. Dass so viele auf einmal aus der Werkstatt in eine einzige Firma gehen, gab es noch nie!“
Was sind Ihre Aufgaben?

"Ich habe sehr viele verschiedene Aufgaben, unter anderem den Vorsitz in fast allen beschließenden Gremien. Für den Bezirk arbeiten rund 2.400 Beschäftigte, der Großteil in unseren psychiatrischen Krankenhäusern. Ein wichtiger Bereich im Rahmen unserer sozialen Leistungen ist die sogenannte "Eingliederungshilfe". Wir sind Kostenträger für die Werkstätten. Der Bezirk ist politisch verpflichtet, die Inklusion durchzuführen!"
Wie ist der aktuelle Stand zum Thema "Inklusion & Arbeit"?
 "Das Thema Arbeitsmarkt ist unglaublich schwierig. Derzeit kommen 50% aller Neuzugänge in den Werkstätten  aus dem 1. Arbeitsmarkt, die dem Druck nicht mehr standhalten. Deshalb ist es wichtig, das Modellprojekt bei Behrin der Öffentlichkeit bekannt zu machen. Dass andere Firmen diese Möglichkeiten auch sehen, das ist wichtig für uns!"

"Der Bezirk ist politisch verpflichtet, die Inklusion durchzuführen."

Mit einem gemeinsamen Mittagessen in der Werkskantine lassen wir den Vormittag bei Behr ausklingen und machen uns mit vielen neuen Eindrücken auf den Heimweg.

Nachbesprechung bei mittendrin! - wir begrüßen vier neue Reporter!

Um die Fülle an Informationen gemeinsam zu bearbeiten, treffen wir uns am 1. Oktober 2012 in der mittendrin! Zentrale in Kelheim: Mitarbeiterin Gisela Stahmer und vier Mitarbeiter der Außenarbeitsgruppe Behr disktuieren über die Inhalte, prüfen auf Verständlichkeit und wählen die Fotos aus.

Nach getaner Arbeit ziehen die Behr Mitarbeiter ein abschließendes Fazit:
"Wir gehören dazu und die Arbeit macht Spaß!"

Und die gemeinsame Arbeit an der Reportage hat soviel Spaß gemacht, dass die Mitarbeiter der Behr Außenarbeitsgruppe zukünftig auch als mittendrin! Reporter aktiv werden!
Wir begrüßen Roswitha Kafka, Peter Kern, Ralf Peters und Thomas in unserem Team!

Mit diesen wirklich tollen Neuigkeiten verabschieden wir uns für heute,

herzliche Grüße

Ihr 

Team von mittendrin!


"Infobox" - wichtige Informationen rund um die Firma Behr:


Die Firma Behr mit Hauptsitz in Stuttgart zählt weltweit zu den führenden Herstellern für Autoteile. Im Jahr 2005 war die 100 Jahre Feier.
Behr ist spezialisiert auf Klimaanlagen und Motorkühlung. Zu den Kunden zählen BMW, Audi, Porsche und viele weitere namhafte Automarken.
Der Umsatz betrug im Geschäftsjahr 2011 3,7 Milliarden EUR. Behr beschäftigt in 36 Produktionsstandorten und 17 Forschungs- und Entwicklungszentren weltweit ca. 17.400 Mitarbeiter.
In Neustadt arbeiten derzeit ca.800 Mitarbeiter. Es ist das zweitgrößte Werk in Deutschland. Pro Jahr werden dort ca. 1,3 Millionen Klimaanlagen gefertigt.

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Text: Team mittendrin!, Fotos: Christine Allgeyer


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